Vorträge

Die normannische Eroberung Englands

Kurzfassung des Vortrags von Horst Hofmann

Oberstudiendirektor i. R. Horst Hofmann referierte am 20. Juni 2018 in der Stadt-Residenz Heidelberg über die Eroberung Englands im Jahr 1066 durch die Normannen. Als Referat angekündigt, entpuppte sich sein Vortrag als beste Unterhaltung auf hohem Niveau.


Die nordgermanischen Wikinger bildeten ab dem 7. Jahrhundert Staaten (Dänemark, Norwegen, Schweden) und expandierten zugleich in weite Regionen Nordwest- und Osteuropas auf der Suche nach Siedlungsland, Beute und Handelsmöglichkeiten. Verheerende Wirkung hatten vor allem die Plünderungen in England und im Frankenreich, wo man ihren schnellen und wendigen Schiffen wenig entgegenzusetzen wusste.


Das veranlasste den König des Westfrankenreichs, Karl den Einfältigen, im Jahre 911 dazu, den Wikingeranführer Rollo durch Ernennung zum Grafen von Rouen in seinen Staat einzubinden. Rollo konvertierte zum Christentum und begann damit, seinen Machtbereich auf Kosten anderer Grafen auszuweiten. Sein Sohn Wilhelm Langschwert führte dies fort, so dass die Normandie zu Beginn des 11. Jahrhunderts als politische Einheit, geführt von einem Dux (Herzog) entstanden war.


Die nordischen Einwanderer integrierten sich durch Heirat mit Einheimischen schnell, übernahmen deren Sprache, deren Verwaltungstechniken und kirchliche Organisation, förderten Kirche und Handel.


Nach dem Tod des Enkels Rollos, Robert I, übernahm dessen unehelicher Sohn Wilhelm gegen Widerstände des Adels und des französischen Königs die Macht. Er organisierte das Herzogtum wie einen Familienbetrieb und schuf ein Feudalsystem von abhängigen Bischöfen, Äbten und Baronen.


König Aethelred von England, der 1002 die Schwester des Normannenherzogs geheiratet hatte, floh 1013 vor den Dänen in die Normandie. Den Dänen gelang es, bis 1042 ihre Herrschaft über England zu wahren. Erst dem Sohn Aethelreds, Edward dem Bekenner, gelang es, die Herrschaft über England zurückzugewinnen.


Infolge des Exils in der Normandie von 1013 bis 1042 waren zahlreiche Verbindungen zum normannischen Adel entstanden. Das führte dazu, dass Edward Normannen in Kirche und Ämter Englands einsetzte. Die Angelsachsen unter Führung der Godwin-Familie leisteten Widerstand und Edward musste die Normannen wieder entlassen. Aber er scheint dem Normannenherzog Wilhelm die Thronfolge in England versprochen zu haben.

Harold Godwin wurde von Edward zu einer diplomatischen Mission in die Normandie entsandt, geriet dort in Gefangenschaft des Grafen von Pontieu und musste von Wilhelm ausgelöst werden. Er scheint, so die Darstellung auf dem Teppich von Bayeux, Wilhelm den Treueid geleistet zu haben. Nach dem Tod Edwards 1066 beanspruchte Wilhelm die englische Krone. Gleiches tat Harold Hardrada von Norwegen, doch Harold Godwin kam ihnen zuvor und ließ sich in London krönen. Es gelang Harold, die Norweger unweit von York zu besiegen, doch inzwischen hatte Wilhelm eine Flotte ausgerüstet und war in England gelandet.


In Eilmärschen zog Harold mit seinem Heer nach Süden, um Wilhelm aufzuhalten. Bei Hastings kam es zur Schlacht, die von den besser organisierten und bewaffneten Normannen gewonnen wurde, zumal Harold gefallen war. Wilhelm wurde König von England, musste aber in langen Kämpfen bis 1086 den Widerstand der Angelsachsen brechen.

Die Folgen für England waren tiefgreifend. Es entstand ein Feudalsystem mit normannischen Großgrundbesitzern, Bischöfen und Äbten, in dem die Angelsachsen als abhängige Bauern ausgebeutet wurden. Neben den Dörfern entstanden die Manors (Herrenhäuser) des Adels, zahlreiche Burgen sicherten die Macht der Eroberer.


Die Kirche wurde straff organisiert, das Verwaltungssystem des Staates zentralistisch umgebaut. Französisch wurde Amtssprache (bis ins 15. Jahrhundert) und die englische Sprache veränderte sich durch Übernahme französischer und lateinischer Worte grundlegend, auch wenn die germanische Grundstruktur der Grammatik weitgehend erhalten blieb.

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